Vorwort / Über die Autorin
Hallo lieber Leser/ liebe Leserin, schön, dass du den Weg hierher gefunden hast! Ich bin Julie und ich möchte Dir meine persönliche Geschichte erzählen, bevor wir tief in die Materie “Histamin” einsteigen. Auslöser der Histaminintoleranz waren bei mir eine Kombination verschiedener Umstände, die meinen Körper meiner Meinung nach durcheinandergebracht haben.
Diese Kombination von Umständen geschah im Jahre 2012, woraufhin ich knapp zwei Jahre damit verbrachte, herauszufinden, was mit meinem Körper “falsch” war, bzw. warum ich plötzlich mit diesen willkürlichen Symptome zu kämpfen hatte. 2014 bekam ich dann also die Diagnose “Histaminintoleranz” (aber auch nur, weil ich zu meiner damaligen Hausärztin ging und sie explizit auf die Histaminintoleranz ansprach und sie darum bat, die nötigen Test zu machen). Bis dahin war es ein langer Leidensweg mit vielen Arztbesuchen und vielen Tests. Dabei sind unter anderem eine starke Nickelallergie sowie eine Sorbitintoleranz diagnostiziert worden.Nach der Diagnose änderte ich meine Ernährung von heute auf morgen auf eine histaminarme Ernährung und mir ging es von einen Tag auf den anderen bedeutend besser. So lebte ich mit meiner Intoleranz weiter, natürlich nicht ohne viele, viele Histaminschübe (ja, weil ich bewusst “falsche” Nahrungsmittel zu mir genommen hatte), soziale Isolation, Zusammenbrüche, mit dem immer währenden Gedanken, diese Intoleranz nicht heilen zu können und damit leben zu müssen. Im Jahre 2018 hatte ich es satt - mir ging es zusehend immer schlechter, der Stress im Job machte es nicht besser, der psychische Druck in mir stieg von Jahr zu Jahr, das Gefühl anders zu sein und mich sozial isolieren zu müssen (zu wollen) - jeder der eine Histaminintoleranz hat, wird hier genau wissen, wovon ich spreche. Ich wagte einen neuen Versuch und stürzte mich in eine “anti-histamine and antiinflammatory diet”, eine histaminsenkende und entzündungshemmende Diät (von Yasmina Ykelenstam). Sie basiert darauf, möglichst viele Bioflavanoide in Form vom Kräutern (entzündungshemmend und histaminsenkend) in die Ernährung zu integrieren und damit den Körper beim Histaminabbau zu unterstützen. Sie ermöglichte mir, viel mehr Varietät in meine Ernährung zu bringen und sie half mir dabei, mein Essen endlich wieder zu genießen.
Da allerdings der Stress auf der Arbeit und einige persönliche Ereignisse meinen Körper immer weiter beanspruchten und strapazierten, ging es trotz ausgewogener Ernährung eher bergab, als bergauf. Im Jahr 2016 kam die Diagnose Östrogendominanz dazu und 2018 dann Insulinresistenz und Nebennierenmüdigkeit. Es gab mittlerweile Tage, an denen ich bis zu 16 Stunden schlief (natürlich nur an den Wochenenden - an den restlichen Tagen quälte ich mich für den stressigen Job aus dem Bett). Ich wusste, dass ich nicht mehr lange so weiter machen konnte und entschied mich, einen Schlussstrich zu ziehen. Ich fing nebenbei eine Ausbildung als Gesundheitscoach an und kündigte bald darauf meinen stressigen Ingenieurs-Job. Außerdem entschied ich mich, meine Ernährung ein weiteres Mal umzukrempeln und mich darauf zu konzentrieren, meinen Körper zu entgiften. Von nun an aß ich fast ausschließlich rohe Nahrungsmittel, mit hohem Anteil an Früchten. Hier bin ich nun, im Jahr 2020, bereits ein Jahr konzentriere ich mich auf die Entgiftung meines Körpers - und besonders die Leber, der Darm, die Nebennieren, die Nieren und das Lymphsystem spielen dabei eine große Rolle. Auf dem Weg tief in die Funktionen des Körpers habe ich gelernt, warum unsere Eliminationswege eigentlich so wichtig sind und warum seine einwandfreie Funktionsfähigkeit so eine große Rolle für die Heilung der Histaminintoleranz spielt. Mir geht es nun deutlich besser, ich würde sogar behaupten, dass meine Histaminintoleranz zu 90% geheilt ist.
Ich weiß, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe, meine Insulinresistenz zu verbessern, aber ich weiß nun, dass das möglich ist. Natürlich darf ich hier keine Heilungsversprechen geben - das möchte ich auch nicht. Das Wort “heilen” ist bewusst von mir so gewählt worden, da ich der Meinung bin, dass der Körper sich regenerieren kann, wenn man ihn nur optimal unterstützt. Ich möchte dich hiermit ermutigen, dir aber wie gesagt keine “Heilung” versprechen. Dein Weg mag zurzeit aussichtslos aussehen, die Histaminintoleranz in den Griff zu bekommen, oder symptomfreier zu werden - auch mein Weg sah lange Zeit genauso aus. Ich kann dir versichern, dass es dir viel besser gehen kann, wenn du einige bestimmte Organe im Körper unterstützt und diesen mehr Aufmerksamkeit schenkst. So damit aber nun genug zu meiner Geschichte - viel Spaß bei unserem Ratgeber zur Histaminintoleranz!
Was ist eigentlich Histamin?
Histamin zählt zu den Gewebehormonen und ist ein Botenstoff (Mediator), der bei vielen Prozessen im Körper eine wichtige Rolle spielt, insbesondere bei Entzündungsreaktionen. Der Körper bildet Histamin natürlicherweise aus der Aminosäure Histidin. Chemisch gesehen zählt Histamin zu den sogenannten biogenen Aminen. Wofür ist Histamin im Körper zuständig und wichtig? Im Körper hat Histamin zahlreiche Wirkungen und fungiert als Gewebshormon, Neurotransmitter und Botensubstanz. Es...
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kann die peripheren Blutgefäße erweitern (Gefäße in Armen und Beinen).
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kann die zentralen Blutgefäße verengen (Gefäße, die zu Herz und Hirn führen).
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kann die Atemwege verengen.
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kann ein Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur bewirken.
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kann ein Zusammenziehen der Darmmuskulatur bewirken.
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ist im Gehirn u.a. an der Regulation der Körpertemperatur, der Schlaf-Wach Rhythmen und der Ausschüttung mancher Hormone beteiligt (z.B. u.a. auch Östrogen).
Bestimmte Zellen im Körper bilden Histamin und speichern es. Als Reaktion auf einen spezifischen Auslöser setzen sie das gespeicherte Histamin plötzlich frei. Zellen, die Histamin speichern können, sind beispielsweise Mastzellen, basophile Granulozyten (eine Form der weißen Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und manche Nervenzellen (Neuronen). Vor allem das in den Mastzellen gespeicherte Histamin spielt oft eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen wie z.B. Heuschnupfen, also bei sogenannten IgE-vermittelten allergischen Reaktionen: Als Reaktion auf bestimmte Allergene setzen die Mastzellen schlagartig Histamin frei und es kommt zu akuten allergischen Beschwerden wie zum Beispiel einer laufenden Nase, Halskratzen, Augenbrennen (trockene Augen), Atembeschwerden oder Hautreaktionen.
Da Mastzellen in vielen Bereichen des Körpers vorkommen, wie z.B. im Gewebe, der Epidermis (äußerste Schicht der Haut), in Schleimhäuten, den Bronchien, im Magen und Darm, sowie im Gehirn, können Symptome sehr variabel ausfallen. Die höchste Histaminkonzentration soll im Hypothalamus vorhanden sein. Auch Allergie unabhängige Reaktionen können zu einer Freisetzung von Histamin aus Körperzellen führen. Dabei können Auslöser zum Beispiel bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente sein, die als sogenannte Histaminliberatoren ("Histaminfreisetzer") wirken. Wenn Histamin erst einmal ausgeschüttet wurde, wird es dann auf molekularer Ebene über Histaminrezeptoren aktiviert. Dies passiert, indem sich Histamin an die Zielrezeptoren (H1, H2, H3, H4) bindet.
Welche Rolle spielen Histamin-Rezeptoren (H1, H2, H3, H4) im Körper?
Eine Aktivierung der H1-Rezeptoren ist in erster Linie für die durch Histamin ausgelösten Allergiesymptome verantwortlich. Dazu gehören Juckreiz und Schmerzen mit Nesselsucht und Hitzewallungen. Im Zentralnervensystem ist Histamin über eine Aktivierung von H1-Rezeptoren an der Auslösung von Erbrechen und an der Regulation des Schlaf-Wach-Zyklus beteiligt. H1-Rezeptoren spielen auch bei der Regulierung der Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin eine Rolle. Histamin ist ein Botenstoff, der bei Entzündungsprozessen und Verbrennungen aktiv ist und darüber hinaus die Freisetzung weiterer Entzündungsmediatoren fördert. Außerdem scheint es bei der Regulation der Körpertemperatur, der zentralen Steuerung des Blutdrucks und der Schmerzempfindung eine Rolle zu spielen.
H2-Rezeptoren sind an der Regulation der Magensäureproduktion und des Stuhlgangs beteiligt. Eine Erhöhung der Magensäureproduktion kann als eine Komponente der histamininduzierten Immunreaktion interpretiert werden. Ein rascher Transport des Darminhalts führt zu Durchfall und kann auch als Immunantwort angesehen werden. Eine Stimulation von H2-Rezeptoren führt ebenfalls zu einem beschleunigten oder stärkeren Herzschlag sowie zur Erweiterung kleinerer Blutgefäße.
Die H3-Rezeptoren befinden sich vor allem auf Zellen des zentralen und peripheren Nervensystems. Über H2-Rezeptoren hat Histamin einen regulatorischen Einfluss auf noradrenerge, serotoninerge, cholinerge, dopaminerge und glutaminerge Neuronen, indem es die Freisetzung von Neurotransmittern im zentralen und peripheren Nervensystem blockiert. Dadurch hemmt es die Freisetzung der Neurotransmitter Acetylcholin, Noradrenalin und Serotonin als Heterorezeptor. Auf diese Weise beeinflusst Histamin indirekt die Aktivität der Neurotransmitter. Über diese Mechanismen spielen die H3-Rezeptoren eine Rolle bei der zentralen Regulation von Hunger und Durst, dem zirkadianen Rhythmus, der Körpertemperatur und dem Blutdruck. Darüber hinaus sollen diese Rezeptoren direkt oder indirekt an der Pathophysiologie von neurologischen Schmerzen, Schizophrenie, Parkinson und ADHS beteiligt sein.
H4-Rezeptoren sind an der gezielten Migration von Immunzellen zu Histaminquellen beteiligt. Deshalb wird angenommen, dass diese Rezeptoren eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung von Leukozyten während der Immunreaktion, insbesondere bei allergischen Reaktionen, spielen. Wie Sie sehen können, ist Histamin an verschiedenen Körperfunktionen beteiligt, weshalb die Symptome sehr verwirrend sein können. Es gibt Hunderte von verschiedenen Symptomen, und deshalb werde ich mich jetzt auf die Symptome konzentrieren, die für mich am bemerkenswertesten waren. Um es Ihnen etwas leichter zu machen, habe ich sie in Kategorien eingeteilt. Bevor ich weitermache - denken Sie daran: Jeder Mensch ist anders, und was auf mich zutrifft, trifft vielleicht nicht auf Sie zu.
Was ist eine Histaminintoleranz?
Eine Histaminintoleranz, auch als Histaminunverträglichkeit oder Histaminose bekannt, ist eine Abbaustörung von Histamin im Körper. Hauptsächlich tätig beim Abbau von Histamin sind die beiden Enzyme Diaminoxidase (DAO), das im Darm produziert wird, und Histamin-N-Methyl-Transferase (HNMT), das hauptsächlich in Leber und Nieren hergestellt wird. Ebenfalls am Histaminabbau beteiligt ist die Monoaminoxidase (MAO). Allerdings ist sie vorwiegend im Gehirn zuständig und in erster Linie für den Abbau anderer biogener Amine (wie z.B. Serotonin) verantwortlich. Sie kommt nur bei einem hohen Histaminspiegel ins Spiel. DAO sorgt für den Abbau von Histamin im Darm, HNMT dagegen für den Histaminabbau im restlichen Körper. Wenn also Histamin in Form von Nahrung zugeführt wird, dieses dann aber zu Reaktionen führt, kann darauf geschlossen werden, dass die Enzymaktivität der DAO herabgesetzt ist. Wissenschaftlich bewiesen ist der Zusammenhang von DAO und histaminhaltigem Essen allerdings nicht.
Außer der “einfachen” Histaminose, der Histaminabbaustoerung, gibt es weitere Krankheiten, die zu ähnlichen Symptomen führen können, die generell unter den Namen Mastozytose oder Mastzellerkrankung erfasst werden und unter der Abkürzung MCAS (mast cell activation disease) zusammengefasst werden.
Die wahrscheinlich häufigste und damit wichtigste Störung im Histaminstoffwechsel ist die Mastzellaktivierung (MCA). Sie ist keine Abbaustörung, sondern eine übermäßige Freisetzung von körpereigenem Histamin.
Die am häufigsten vorkommenden Erkrankungen im Bereich MCA sind das Mastzellenaktivierungssyndrom (MCAS) und die systematische Mastozytose (SM). Eine weitere weniger häufig vorkommende Krankheit ist die Mastzellleukämie (MCL). Warum reagiere ich manchmal auf bestimmte Nahrungsmittel und manchmal nicht?
Ich habe mich oft gefragt, warum es Tage gibt, an denen ich auf bestimmte Nahrungsmittel reagiere und dann wieder Tage, an denen nichts passiert. Eine bildliche Veranschaulichung für dieses Phänomen ist der sogenannte Histamin-“Bucket” (oder auch Eimer). Der Eimer füllt sich so lange mit Histamin, bis er zum Überlaufen gebracht wird und dann erst entstehen Symptome. Eigentlich einfach und logisch, aber deshalb ist es so schwierig, herauszufinden, auf welche Nahrungsmittel man wirklich reagiert.
Histamin in Nahrungsmitteln
Histamin kommt natürlicherweise in vielen Nahrungsmitteln vor. In großen Mengen entsteht es in diesen jedoch erst, wenn Bakterien ins Spiel kommen, die Histidin zu Histamin abbauen. Deshalb ist Histamin häufig in solchen Lebensmitteln enthalten, bei denen Bakterien für Gärungs- oder Reifeprozesse sorgen, wie etwa in (gereiftem) Käse, Wein, Bier, oder Sojasoße, eingelegten Lebensmitteln wie zum Beispiel Sauerkraut, sowie in proteinhaltigen Lebensmitteln (da dort natürlicherweise die Aminosäure Histidin vorkommt). Generell kann sich Histamin schnell in proteinhaltigen Lebensmitteln im Übermaß bilden, besonders zum Beispiel in frischem Fisch, oder eingelegten tierischen Produkten (zum Beispiel Thunfisch aus der Dose). Eine Grundregel ist also, alles was lange gereift oder eingelegt ist, möglichst zu vermeiden. Histamin kommt allerdings nicht nur in proteinhaltigen Lebensmitteln vor, oder diesen die lange gereift sind, sondern auch in scheinbar willkürlichen Obst- und Gemüsesorten, wie zum Beispiel Tomate, Spinat, Avocado oder Banane vor. Um eine Übersicht darüber zu bekommen, welches diese zu vermeidenden Lebensmittel sind, ist diese Liste (https://www.mastzellaktivierung.info/downloads/foodlist/11_FoodList_DE_alphabetisch_mitKat.pdf) der Schweizerischen Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz meiner Meinung nach ein guter, verlässlicher Start.
Histaminliberatoren, DAO-Blocker & andere Biogene Amine Histaminliberatoren
Histaminliberatoren sind Nahrungsmittel, die den Körper dazu anregen, Histamin auszuschütten. (Kaffee, Tomaten, Ananas)
DAO-Blocker
Sogenannte DAO-Blocker sind Nahrungsmittel, die die Enzymaktivität der DAO blocken.
Biogene Amine
Allgemein sind Biogene Amine Stoffe, die bei der Spaltung von Aminosäuren entstehen. Histamin entsteht, wie oben erwähnt, durch die Spaltung von Histidin.
Histamin und Symptome
Symptome sind nicht einheitlich und von Person zu Person sehr unterschiedlich, weshalb eine Diagnose sich so oft als so schwierig erweist. Gerade weil Histamin ein körpereigener Botenstoff ist und für verschiedenste Prozesse im Körper benötigt wird und verantwortlich ist, sind die Symptome sehr vielfältig. Sie können von Kopfschmerzen (Migräne), über Hautausschläge, bis hin zu Durchfall oder Magen-Darm-Beschwerden reichen. Um diese Symptome und deinen Körper besser zu verstehen, solltest du zunächst unter Einleitung den Bereich zu den Rezeptoren lesen. Dort sind die Grundlagen dazu erklärt, warum unsere Symptome so unterschiedlich ausfallen können. Zu meinen genauen Symptomen kannst Du auch gerne mein Youtube-Video schauen (zurzeit noch auf Englisch verfügbar, aber auf Deutsch in Arbeit): https://www.youtube.com/watch?v=-YzpM8yzCR8
Diagnose einer Histaminintoleranz
Zur Diagnose einer Histaminunverträglichkeit wurden die Bestimmung der DAO-Aktivität (im Serum) und die Bestimmung des Plasmahistaminspiegels bzw. der Methylhistaminkonzentration im Urin vorgeschlagen. Nach der aktuellen Datenlage ist die Diagnose einer Histaminunverträglichkeit anhand einer Messung der DAOEnzymaktivität im Blut aber nicht als aussagekräftig anzusehen [4]. Weitere Möglichkeiten einer Histaminintoleranz auf die Spur zu kommen, sind eine Histamin-Provokation (durch z.B. Nahrungsmittel oder einen Prick-Test), sowie das Testen der Einnahme von H1- und H2 Antihistamenika (Histaminrezeptorantagonisten) in Kombination.
Die beste, einfachste und wasserfesteste Möglichkeit, einer Histaminintoleranz auf die Spur zu kommen, ist und bleibt meiner Meinung nach aber die Eliminationsdiät (auch Auslassdiät genannt). Das Prinzip einer Auslassdiät ist es, dass zu einer Reaktion führende Lebensmittel für mindestens 7-14 Tage strickt auszulassen, um eine mögliche Besserung zu beobachten. Wenn dann eine Besserung eintritt, ist eine Diagnose “Histaminintoleranz” hoch wahrscheinlich. Im Falle einer Histamin-Auslassdiät handelt es sich natürlich um eine ganze Gruppe an Lebensmitteln, nämlich alle die (stark) histaminhaltig sind. Dabei zu beachten ist, dass Histamin in so gut wie jedem Lebensmittel vorkommt, abhängig davon, wie lange das jeweilige Lebensmittel “gereift” ist (mehr dazu unter “Histamin in Nahrungsmitteln”). Histamin bildet sich nämlich besonders in proteinhaltigen Lebensmitteln und je länger diese gereift sind, oder gelegen haben, desto mehr Histamin bildet sich erst. Ein Fisch in einer Konserve zum Beispiel, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen exponentiell höheren Histaminspiegel haben, als ein Fisch aus dem Gefrierfach. Hier eine kurze Zusammenfassung der medizinischen Diagnose-Tools (teilw. welche, die bisher noch nicht genannt wurden):
Blutuntersuchung
- Histaminkonzentration im Blut (=Histaminspiegel, Blutplasmaspiegel, Blutserumspiegel)
- DAO-Konzentration im Blutplasma oder Blutserum (DAO-Spiegel)
- Enzymaktivität der Diaminoxidase (DAO) im Blutplasma oder Blutserum
Molekulare Diagnostik (Gentest = Genanalyse = DNA-Analyse = DNS-Test)
- HNMT-Gentest (Suche nach Gendefekten = Polymorphismen)
- DAO-Gentest (Suche nach Gendefekten = Polymorphismen)
Analyse von Urin und Stuhlproben
- Methylhistamin im Urin
- Histamin im Stuhl
Hauttest
- Histamin-Pricktest
Alternativ-Medizin
- Bioresonanzverfahren
Weitere Indizien einer Histaminintoleranz / Eigendiagnose:
- Besserung unter einer Histamin-Auislassdiät
- Besserung durch H1-H2-Antihistamenika (am besten Anwendung in Kombination)
Ursachen für eine Histaminintoleranz oder eine Mastozytose
Die Ursachen einer Histaminintoleranz oder Mastozytose sind schulmedizinisch unklar. Meine Recherchen, meine Arbeit mit Klienten, sowie der Austausch mit Betroffenen, hat aber ergeben, dass viele Menschen mit einer Histaminintoleranz ähnliche Krankheitsbilder aufweisen. Dazu im Folgenden eine Auflistung der Ursachen, die eine Histaminintoleranz auslösen können.
Äußerliche Ursachen:
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Stress
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Schimmel im Haus/ der Wohnung
Körperliche / organische Ursachen (alle diese haben eine übergreifende Ursache):
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Leber (da hier HNMT gebildet wird, sowie ist die Leber dafür verantwortlich, bestimmte Hormone abzubauen - z. B. Östrogen)
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Nieren (da hier HNMT gebildet wird)
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Nebennieren (hier werden Cortisol und sonstige Hormone gebildet)
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Schilddrüse (verantwortlich für unseren Energiehaushalt)
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Lymphsystem (das Lymphsystem ist unser Abfallsystem)
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Dysbiose des Darms (hier wird DAO gebildet und Parasiten oder Candida können Histamin bilden oder den Körper dazu anregen, Histamin auszuschütten)
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Hormon-Ungleichgewicht (Schilddrüse / Leber)
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Nebennierenmüdigkeit (Mitochondrien)
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Geschwächtes Immunsystem
Möglicher Fremdbefall, der ein Ungleichgewicht im Körper auslösen kann und damit eine Histaminintoleranz:
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Duenndarmfehlbesiedlung / SIBO (small intestinal bacterial overgrowth)
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Parasiten im Darm - Candida (Pilzbefall) im Darm / Intimbereichen - Bakterien (z.B. Streptococcen, etc.)
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Viren (EBV, Lyme, etc) - Schimmel (im Haus) - Schwermetalle (durch Leitungswasser, Beauty-Produkte, Haushaltsprodukte etc.)
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Chemikalien (von Beauty-Produkten, Haushaltsprodukten, Luft, Leitungswasser, etc)
Krankheitsbilder, die häufig mit Histaminintoleranz einhergehen:
- Leaky gut (die eine zugrundeliegende Ursache hat)
- HPU (die eine zugrundeliegende Ursache hat) - Nebennierenmüdigkeit - Dysbiose des Darms
- Verstopftes Lymphsystem (Lymphödem)
- Nahrungsmittelallergien / saisonale Allergien
- Weitere Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Fruktose-, Laktose-, Sorbit, oder Glutenunverträglichkeit (hierbei zu unterscheiden sind Weizenallergie, Glutenallergie und Glutenunverträglichkeit))
- Hormonelles Ungleichgewicht (besonders Östrogendominanz)
- Schwermetallbelastungen
- Magenschleimhautentzündungen oder Gastritis - IBS (irritable bowel syndrome)
- Häufiges Kranksein, “jede Grippe bekommen”
Anmerkung der Autorin: Wenn Parasiten und Viren oder Bakterien ausgeschleust und getötet werden, aber Eliminations-Wege nicht offen sind und einwandfrei Gifte eliminieren, sowie unsere Mitochondrien nicht optimal funktionieren, ist eine Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese nicht vollständig eliminiert werden können und sich damit wieder vermehren. Genauso ist es für SIBO (small intestinal bacterial overgrowth) - SIBO hat immer eine tieferliegende Ursache und kann damit alleine nicht bekämpf werden, sondern es muss immer auch nach einer weiteren (tiefgehenderen) Ursache gesucht werden.
Behandlung und Wechselwirkungen mit Medikamenten
Histaminintoleranz oder Mastzellenerkrankungen werden häufig mit Medikamenten wie Antihistaminika behandelt. Dieses sind chemische Substanzen, die sich an die für Histamin verantwortlichen Rezeptoren (H1, H2, H3, H4) “docken” und so die Wirkung von Histamin im Körper blocken, sodass auch die Symptome ausbleiben sollen. In der Theorie ist dies eine gute Idee, da sämtliche Symptome dadurch unterdrückt werden können, abhängig davon, welche Symptome unterdrückt werden sollen und damit auch welche Rezeptoren geblockt werden (lies mehr dazu welche Symptome bei der Bindung an welche Rezeptoren ausgelöst werden unter Einleitung). Handelsübliche Antihistaminika binden an H1- oder H2-Rezeptoren und unterdrücken damit nur spezifische Symptome.
Da Histamin ein körpereigener Botenstoff ist und damit im Körper auch gebraucht wird, ist es meiner Meinung nach keine gute Idee, die dazugehörigen Rezeptoren einfach dauerhaft zu blockieren. Außerdem passt sich der Körper der Blockade mit der Zeit an und bildet mehr Rezeptoren, sowie mehr Histamin. Dadurch sind diese Antihistaminika sogar kontraproduktiv, besonders auf Dauer. Durch die Erhöhung der Anzahl der Rezeptoren, sowie der Erhöhung des Histaminspiegels kann sich die Histaminintoleranz durch diese Medikamente tendenziell sogar eher verschlimmern. Natürlich soll das an dieser Stelle nicht den Stellenwert dieser wichtigen Medikamente herabsenken. Für lebensgefährliche Allergie-Schübe sind diese nicht wegzudenken und wenn Du dich in einer Situation befindest, in der Du ohne diese Medikamente nicht leben kannst - dann ist die Einnahme natürlich verständlich und sinnvoll. Weitere Vorschläge zur Symptomlinderung findest du aber unter dem Bereich “Nahrungsergänzung”.
Generell wird einer Reihe von weiteren Medikamenten ein negativer Einfluss auf die histaminabbauenden Enzyme, primär auf die DAO zugeschrieben. Hier werden Medikamente wie Acetylcystein, Metamizol, Verapa- mil, Metronidazol oder Metoclopramid erwähnt. Allerdings ist die Datenlage zu diesen Berichten nach aktueller Literaturrecherche nicht nachgewiesen. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um den Einfluss dieser und anderer Medikamente auf die histaminabbauenden Enzyme zu validieren und potenzielle Wechselwirkungen bei von außen zugeführtem Histamin zu ermitteln. Gute Inhalte dazu findest du auch auf der Seite der Schweizerischen Interessengemeinschaft.
Nahrungsergänzung
Generell sollte man beim Thema Nahrungsergänzungsmittel und Histaminintoleranz sehr vorsichtig sein, da oftmals unverträgliche Füllstoffe enthalten sind, oder die NEMs in einer unverträglichen Art und Weise hergestellt worden sind (zum Beispiel durch Fermentation). Es gibt aber einige Bereiche in denen es sogar sinnvoll ist bei einer HIT Nahrungsergänzungsmittel einzusetzen. Zudem gibt es mittlerweile einige Nahrungsergänzungsmittel, die extra für Personen mit Histaminunverträglichkeit konzipiert wurden, wie beispielsweise das Probiotikum „Bifidoflor HIT“ von FürstenMED.
Unterstützung der Darmflora
Probiotika sollen die Darmflora positiv beeinflussen und ihre natürliche Leistung aktiv unterstützen. Teilweise enthalten diese aber histaminbildende Bakterien. Bei einer Histaminintoleranz können histaminbildende probiotische Bakterien jedoch Symptome verschlimmern. Um dies zu verhindern, muss auf eine optimale Auswahl und Zusammensetzung der Bakterienstämme geachtet werden:
- Lactobacillus rhamnosus
- Bifidobacterium infantis
- Bifidobacterium longum
- Lactobacillus plantarum
Studien haben ergeben, dass diese Darmbakterien für von einer HIT betroffenen Personen gut verträglich sind und zusätzlich histaminsenkend wirken, sodass Beschwerden aufgrund einer Histaminunverträglichkeit möglicherweise verringert werden können.
Mastzellenstabilisatoren (Vitamin C, Quercetin etc) Vitamin D
Durch die Einnahme von hochdosiertem Vitamin C kann der Histaminspiegel gesenkt werden. Es kann zusätzlich mit Quercetin eingenommen werden. Dieses ist ein Bioflavonoid mit antioxidantischer und ebenfalls antihistaminer Wirkung, welches nebenbei die Aufnahme von Vitamin C unterstützt.
Chlorella
Die Chlorella Alge dient zur Entgiftung des Körpers. Sie bindet toxische Stoffe und Schlack an sich. Außerdem unterstützt sie die Hirn -und Stoffwechselfunktionen im Körper. Durch ihren Chlorophylgehalt hat sie eine reinigende Wirkung für unser Blut und deckt den Mineralienbedarf.
Spirulina
Die Spirulina Alge mit entzündungshemmenden und antihistaminen Eigenschaften ist ein echtes Super-Food. Sie soll die Histaminausschüttung aus den Mastzellen hemmen und enthält zudem Vitamin C, B6, Zink und Kupfer, wichtige Co-Faktoren der Diaminoxidase.
Unterstützung der Leber
Durch eine Überlastung der Leber kann es zu einer Histaminose kommen. Die Leber dient dem Körper zur Entgiftung von toxischen Stoffen und wenn diese zu viel werden ist die Leber toxisch überladen, was oxidativen Stress hervorruft. Dadurch werden die Mastzellen aktiviert, die daraufhin Histamin freisetzen. Deshalb sollte die Lebergesundheit mit verschiedenen möglichen natürlichen Maßnahmen unterstützt werden. Wenn Du zu diesem Thema mehr Informationen nachlesen möchtest, empfehle ich dir den Ratgeber „Leber natürlich entgiften“. Erfahre mehr
Bekämpfung von Parasiten
Durch Parasiten in Darm wird die Darmflora geschädigt, was häufig auch zusätzlich mit einer Histaminunverträglichkeit einhergehen kann. Um dieses Problem zu bekämpfen empfiehlt sich eine vollständige Darmreinigung bzw. auch Darmsanierung. Auch zu diesem Thema findest Du genauere Informationen im separaten Ratgeber mit allem wichtigen Punkten rund um die „Darmsanierung“. Erfahre mehr
Schlusswort
Eine Histaminintoleranz ist eine ernstzunehmende Erkrankung und deshalb nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Meine Erfahrung und die Zusammenarbeit mit vielen Klienten haben ergeben, dass diese sich tendenziell eher verschlimmert, wenn man sie unbeachtet lässt und den Hilfeschrei des Körpers nicht ernst nimmt. Denn genau das ist es - ein Hilfeschrei des Körpers. Ein “hey, du - bitte gib mir kein Fastfood mehr, bitte stress mich nicht und nimm dir doch endlich mal mehr Zeit für dich!” Die Histaminintoleranz ist ein Zeichen deines Körpers, dass du etwas ändern musst, und zwar JETZT, bevor es zu spät ist (naja, zu spät wird es nie sein, aber sagen wir bevor es schlimmer wird!).
Generell hat mein 8-jähriger Kampf mit der Histaminintoleranz ergeben, dass ich besser ohne Tierprodukte aufgehoben war (ja, auch die vermeintlich histaminarmen Vertreter Milch, Frischkäse, oder Wachteleier gehören dazu! Und ja, auch Hähnchen und Ziegenkäse!) - und ganz ehrlich - Du höchstwahrscheinlich auch. Erst als ich endlich konsequent alle Tierprodukte wegließ und mich oben drein noch darauf konzentrierte, den Körper voll und ganz bei der Entgiftung zu unterstützen, zeigte sich ganz langsam Besserung - ich bin sogar für einige Zeit (und immer noch zu 80%) Rohveganerin geworden.
Und wenn ich von Unterstützung der Körpers spreche, meine ich alle Bereiche. Dazu gehören alle fünf Eliminationsbereiche:
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Darm (Verdauung)
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Harnwege (besonders auch die Nieren)
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Lymphsystem,
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Lunge
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unsere Haut
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die Leber
Ich habe gelernt, meinen Körper wieder zu fühlen, zuzuhören, was er mir sagt und Pausen zu machen, wenn er es mir sagt. Auf unseren Körper zu hören, das haben wir nämlich meistens, wenn wir an diesen Punkt kommen, verlernt. Also wenn du es bis hier hin geschafft hast, nimm dir doch einmal eine Aufgabe für die kommende Woche vor: Höre deinem Körper zu. Atme. Horche in dich hinein. Was fühlst du? Was will er dir sagen? Weißt du vielleicht schon bevor du in den Burger beißt, dass es dir schlecht gehen wird danach? Ist es das wert? Auch wenn es am Anfang schwer ist - du schaffst das. Wir alle können das schaffen. Es ist ganz normal, dass wir in unserer heutigen, stressigen Welt manchmal den Zugang zu unserem Körper verlieren. Das ist gar nicht schlimm, denn wir können wieder zurückfinden. Für mich essenzielle Tools dabei waren die Meditation, Atemübungen, Yoga, mit den nackten Füssen die Erde berühren (auf engl. “grounding”). Suche dir eins aus und fang einfach mal an! Du wirst sehen - es geht dir gleich viel besser, wenn du eines dieser Tools für einige Zeit in deinen Tagesablauf integrierst.
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Quellen:
PDFs:
1. Wüthrich, Brunello: "Das Histaminintoleranz-Syndrom: Kopfweh, Niesattacken und Co. durch biogene Amine". Dermatologie Praxis, 2011/2. Wüthrich2011_DP11-2_Histaminintoleranzsyndrom.pdf (193 kb)
2. Rodlauer, Julia: "Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Eine genauere Betrachtung unter besonderer Berücksichtigung von Laktose- und Histaminintoleranz sowie Fruktosemalabsorption". Bachelorarbeit, Medizinische Universität Graz, Gesundheits- und Pflegewissenschaft, begutachtet von: Prof. Dr. med. Werner Aberer, Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, 8036 Graz, März 2011. https://online.medunigraz.at/mug_online/wbAbs.getDocument?pThesisNr=24403&pAutorNr=&pOrgNr=1
3. https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=47323
4. Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin
http://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Leitlinie_Histaminunverträglichkeit2012.pdf
Publications:
5. Prick skin test - Website: https://www.hindawi.com/journals/isrn/2011/353045/
6. Akin, C. (2017); Mast cell activation syndromes. Mast cell activation syndromes. Journal of Allergy and Clinical Immunology, 140(2), 349-355.
7. Weng, Z., Zhang, B., Asadi, S., Sismanopoulos, N., Butcher, A., Fu, X., … & Theoharides, T. C. (2012). Quercetin is more effective than cromolyn in blocking human mast cell cytokine release and inhibits contact dermatitis and photosensitivity in humans. PloS one, 7(3), e33805 - Website: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22470478/
8. Kalesnikoff, J., Starkl, P., Tsai, M., & Galli, S. J. (2012). Evidence questioning cromolyn’s effectiveness and selectivity as a ‘mast cell stabilizer’in mice. Laboratory Investigation, 92(10), 1472-1482 - Website: https://www.nature.com/articles/labinvest2012116
9. Theoharides, T. C., Sieghart, W., Greengard, P., & Douglas, W. W. (1980); Antiallergic drug cromolyn may inhibit histamine secretion by regulating phosphorylation of a mast cell protein drug cromolyn may inhibit histamine secretion by regulating phosphorylation of a mast cell protein. Science, 207(4426), 80-82 - Website: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/6153130/
10. Töndury, B; Wüthrich, B; Schmid-Grendelmeier, P; Seifert, B; Ballmer-Weber, B: “Histaminintoleranz : Wie sinnvoll ist die Bestimmung der Diaminoxidase-Aktivität im Serum in der alltäglichen klinischen Praxis?”, Allergologie, 31(8):350-356. 2008 - Website: https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/5336/